27.05.2025
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde,
heute möchten wir Euch gerne von Kacat, unserem Langzeitinsassen aus dem Tierheim Kiskunfélegyháza erzählen. Kacat, der nun Toni heißt, saß ca. vier Jahre im Tierheim...
Im September 2019 ist Kacat mit ca. 3 Monaten nach wochenlangen, vergeblichen Einfangversuchen ins Tierheim von Kiskunfélegyháza gekommen. Ein trauriges, kleines Hundewesen voller Angst. Er konnte mit Menschen überhaupt nichts anfangen und versuchte zu flüchten, wenn man sich ihm näherte.
Obwohl es schon sehr lange her ist, erinnere ich mich, wie es den Tierheimmitarbeitern mit viel Mühe gelang, ihn zu fassen zu bekommen und dann in den Freilauf zu tragen. Dort saß er wie erstarrt, nahm keine Notiz von uns und es sah aus, als wenn er durch uns durch schaute. Dieses Verhalten hat sich über lange Zeit so gut wie gar nicht geändert und aus dem kleinen niedlichen Welpen wurde ein mittelgroßer Schnauzermischling, der nicht immer freundlich war……
Eine Zeitlang kam eine Trainerin ins Tierheim und Kacat lernte an der Leine zu gehen und Berührungen zuzulassen. Als das Training zu Ende war, machte er schnell wieder Rückschritte. Wenn ich ins Tierheim kam, führte er sich, so lange ein Gitter zwischen uns war, aggressiv auf. Wenn die Tür aufging, klemmte er seinen Schwanz unter den Bauch und versuchte soviel Abstand wie möglich von mir zu bekommen. Da er immer wieder lahmte, wurde Kacat zum Röntgen gebracht und leider sahen weder seine Hüften noch seine Knie gut aus und ab da an bekam er täglich Schmerzmittel.
2024 starteten wir unsere Aktion „Langzeitinsassen – gibt es bei uns nicht“ und Kacat war einer der ersten Hunde, die davon profitierten. Damit er eine reelle Vermittlungschance bekommt, reiste er in eine professionelle Pflegestelle, wo täglich mit ihm trainiert wurde. Stück für Stück machte Kacat kleine Fortschritte, aber erst im Herbst war es soweit, dass ich von der Trainerin den Bescheid bekam, dass Kacat jetzt vermittelt werden könnte.
Die ganze Zeit gab es im Hintergrund eine an Kacat interessierte Familie, die schon einige nicht so einfache Hunde und auch Katzen von uns adoptiert hatte. Im November 2024 zog Kacat sicherheitshalber erst einmal in die Tierpension nach Süderbrarup um. Ich wollte mich dort selber von seinen Fortschritten überzeugen und er hat mich sehr positiv überrascht. Er lief gleich bei der Ankunft ordentlich an der Leine in sein Zimmer und ich konnte ihn auch für meine Spaziergänge mit ihm immer problemlos anleinen. Er hat sich auch mit allen Hunden vertragen und dass er Katzen auch mag, das wurde schon auf der Pflegestelle getestet.
Also stand der Vermittlung zu dieser tollen Familie nichts mehr im Wege. Da dort im Dezember viele große Familienfeiern anstanden, vereinbarten wir den 04. Januar 2025 als Übergabetermin. Jetzt wurde aus Kacat endgültig Toni (wir haben ihn selbstverständlich schon so genannt seit der Name fest stand)!
In seinem neuen Zuhause wurde er freundlich begrüßt und hat dann mit den anderen Hunden und seinem Herrchen eine Runde über eine verschneite Koppel gedreht. Tonis erster Lieblingsplatz war ein viel zu kleiner Katzenkorb :-)), in dem blieb er auch liegen, wenn Besuch kam. Von Tag zu Tag wurde er zutraulicher. Schon eine Woche später kennt er den Tagesablauf und draußen tobt er zusammen mit den anderen Hunden herum. Toni hat eine Sammelleidenschaft entwickelt und trägt alles was er findet (Pullover, Decken, Kissen usw.) in seinen Korb, der oft so voll ist, dass er dann davor liegt….., aber gibt auch alles wieder ab ;-)
Nach 7 Wochen hat sich Toni so gut eingelebt, dass er immer da liegt wo sich die Familie gerade aufhält. Von Schmerzen ist nichts mehr zu merken und auch auf Röntgenbildern ist nichts auffälliges (mehr) zu sehen. Toni tobt ohne Schmerzmittel ganz lustig und vergnügt umher. Vielleicht war er in Ungarn einfach total verspannt vor lauter Angst. Wenn ihm die Toberei scheinbar zu viel ist, dann legt er sich hin, um kurz darauf wieder loszulegen. Seit der 8. Woche stellt er sich auch bei der „Kuschelrunde“ mit an und findet den Fernseher nicht mehr gruselig.
Mitte März hat Toni die erste große Familienfeier mit 29 Personen gut überstanden, hat sich alles ruhig angeschaut.
Inzwischen ist Toni über 4 Monate in seiner Familie und richtig angekommen. Sein Favorit ist der Herr des Hauses, vielleicht spielt es dabei auch eine Rolle, dass dieser das Futter verteilt, mutmaßt sein Frauchen :-).
Da ich Kacat in Ungarn viele Jahre immer wieder erlebt habe, erscheint mir seine Verwandlung wirklich wie ein Wunder, Toni ist ein ganz anderer Hund! Es zeigt mal wieder, dass es richtig ist, auch den Langzeitinsassen und anscheinend „Unvermittelbaren“ eine Chance zu geben. Wir geben diese Hunde nicht auf.
Angelika vom Pusztahunde-Team
