So ca.10 Tage vor dem Start merke ich auch anhand der eingehenden Spendenpakete: Es geht bald wieder los!!! Die Teammitglieder stellen Fragenkataloge zusammen, ich drucke alles aus und ab in den „To-Do-Ordner". Einen Tag vor der Abfahrt kommt die endgültige Reiseliste. Am Mittwoch packen wir dann den Transporter voll. Die im Laufe der letzten Woche gelieferten Dosen haben wir immer gleich in die aufgebauten Kennels gepackt und die Hundehütten haben wir auch bei Anlieferung gleich rein gelegt. Aber wir haben ja noch eine Menge Spenden - u.a. Trockenfutter für die Pflegestellen. Wir packen soviel ein wie möglich.
Kurz vor 19:00 Uhr starte ich, denn um 20:30 Uhr bin ich mit Frank an der Raststätte Hasselhöhe verabredet. Kurz vor der Autobahn fällt mir ein, das ich in dem Stress meine ganzen Papiere und Ordner im Büro liegen gelassen habe. Also umgedreht und den Termin mit Frank um 1 Std. verschoben. Als ich um 21:30 auf den Rastplatz rolle, da sehe ich schon den Wagen von Monika, die wieder so lieb gewesen ist und Frank zum Treffpunkt kutschiert hat. Wir haben schnell die Sachen von Frank in den Transporter umgeladen und dann ging es weiter. Nicht ganz so schnell wie sonst, denn der Tranporter war ja ganz schön beladen, besonders an den Steigungen wurden wir merklich langsamer. Trotzdem kamen wir in Rekordzeit durch und waren schon vor 11:00 Uhr bei Kerstin und Fritz.
In der gemütlichen Stube haben wir unsere Pläne für den Freitag ausgiebig besprochen. Auf einmal fing es an zu schneien, das gab den Ausschlag zum Aufbruch. Wir haben noch die passenden Kennel dazugepackt, denn bei Kerstin lagern wir unsere Transportboxen. Dieses Mal mussten wir wieder eine Riesenbox, die für Mamut, mitnehmen.
Es schneite immer kräftiger, die zum Teil großen Schlaglöcher in den schmalen Landstraßen waren nicht mehr zu sehen, sondern nur noch zu merken. Unter dem Schnee war es spiegelglatt, ein Transporter vor uns wollte überholen und rutschte dann quer die Straße entlang, glücklicherweise passierte nichts. Was waren wir froh, als wir gegen 17:00 Uhr heil am Hotel angekommen sind!
Wir bezogen unsere Zimmer und bestellten unsere obligatorische Pizza. Kata, unser ungarisches Teammitglied, hatte in der Zwischenzeit Robi, unseren unermüdlichen Helfer für die Tiere in und um Orosháza erreicht. Er kam kurz nach 18:00 Uhr und holte die ersten Futterspenden und einen Korb ab.
Um 19:00 Uhr gingen wir total geschafft schlafen, ausserdem wollten wir früh hoch. Wir hatten geplant, schon gegen 9:00 Uhr im Tierheim zu sein, weil wir uns viel vorgenommen hatten.
Als wir morgens aufwachten, dachten wir, uns trifft der Schlag; es hatte die Nacht kräftig weiter geschneit.
Weil Kata, Kerstin und Icus, die ehrenamtlich tätige Tierheimleiterin, einen Termin beim Bauamt wegen der Baugenehmigung für die Krankenstation im Tierheim von Orosháza hatten, kam „unsere" Adrienn aus dem Hotel mit uns ins Tierheim. Das Tierheim liegt ausserhalb der Stadt, es ist ein Feldweg mit riesigen Schlaglöchern, die jetzt auch unter der dicken Schneedecke verborgen waren.
Von vorne kamen 2 Trecker und wir warteten ab. Adrienn blieb mit ihrem Wagen im Schnee stecken und die Fahrer der Trecker schoben sie wieder frei. Es sah abenteuerlich aus wie der Trecker den Weg regelrecht runter „hüpfte". Als der Weg frei war, machten wir uns mit einem mulmigen Gefühl auf den Weg. Kurz vor dem Tierheim fuhren wir uns auch fest, aber Frank bekam den Wagen wieder frei.
Adrienn ging ins Tierheim und kam mit 2 Mitarbeitern wieder, die dann die Auffahrt zum Tierheim frei schaufelten. Um zum Tierheim zu gelangen, muss man über eine schmale Zufahrt, links und rechts befindet sich ein Graben. Frank musste mehrfach vor und zurücksetzen, bis er gerade davor war und dann beim 3. Versuch schaffte er es, war drüben und wir konnten ins Tierheim fahren. Wir haben dann die Spenden, die im Tierheim gelagert werden sollten, ausgeladen und die Hütten in einem Raum gebracht, wo Frank sie zusammenbauen konnte.
Ich habe dann mit Hilfe von Adrienn, die übersetzt hat, und Mitarbeitern vom Tierheim nach und nach die Liste der Fragen und Bitten um neue Fotos und Infos von unseren Teamkollegen abgearbeitet. Wir sind durch den zum Teil weit über kniehohen Schnee gestiefelt und zwischendurch immer mal wieder versackt, denn auch im Tierheim ist der Boden alles andere als eben. 2 Männer bemühten sich die ganze Zeit, die wichtigsten Wege frei zu schaufeln.
Gegen 10:00 Uhr kamen Robi und seine Frau Edit ins Tierheim. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn Robi kann sehr gut mit den Hunden umgehen, auch mit den nicht so ganz einfachen Fällen. Zuerst haben wir dann die 2 gespendeten Hütten für die von ihm entdeckten „Tonnenhunde" in seinen PKW geladen und noch ein paar Sachen, die für ihn bzw. seine Pfleglinge gedacht waren.
Er ist mit mir zu Bruno, einem riesigen Bernhardiner-Kaukasenmix gegangen und hat mir dessen Ohrentzündung gezeigt. Das letzte Mal habe ich vor dem Gehege gestanden und gedacht, da möchte ich aber nicht rein müssen.... Er hat richtig einen auf „gefährlicher böser Hund" gemacht.... Dieses Mal bin ich also mit Robi rein und was war: So ein Schmusebär. Er hat uns vor lauter Liebe fast umgeschmissen!!!! Um wieder aus dem Gehege raus zu kommen, brauchten wir dann Hilfe, denn Bruno und Pongo wollten unbedingt mit.
Danach verteilten wir dann die von Frank zusammengebauten Hütten. Eine Hütte mit Extra-Isolierung war für Jedy bestimmt.
Eine weitere Hütte ist für Zserbó, die wir nicht nach Deutschland vermitteln dürfen, gespendet worden. Ich finde, man sieht, wie sehr sie sich über ihr neues Haus freut.
Auch für den alten und durch Zeit seines Lebens verkehrte Haltung, total isoliert in seinen Exkrementen vegetierend, bissig und unvermittelbar gewordenen Bobi haben wir eine gespendete Hütte mitgebracht. Es ist gar nicht so einfach gewesen, die Hütte in den Auslauf zu bringen. Aber die Mühe hat sich gelohnt; er ist gleich freudig in seine Hütte.
Gegen 11:00 Uhr trafen dann auch Kata, Kerstin und Icus beim Tierheim ein. Sie waren sehr zufrieden mit dem Gespräch beim Bauamt. Als erstes haben Kerstin und ich dann die ganzen Impfausweise kontrolliert, alles war tadellos ausgefüllt. Dazu waren wir in den geheizten Aufenthaltsraum gegangen. Darin befand sich der Hund Kapitany, er war in einem sehr schlechten Zustand. Es ist noch nicht bekannt, was ihm fehlt.
Dann haben wir alle zusammen noch einen Rundgang durch das Tierheim gemacht. Die Zeit wurde knapp, denn eigentlich sollten wir um 14:00 Uhr in Szentes sein; wir hatten einen Termin beim Amtsveterinär Dr. Dobos. Wir fuhren zurück zum Hotel, zogen uns um und Adrienn begleitete uns wieder als Übersetzerin. Wir waren freudig aufgeregt, denn heute würden wir sehen können, dass die Arbeiten an unserem neuen Projekt, das wir schon seit vielen Wochen und Ungarnbesuchen vorbereiten, begonnen haben: Zusammen mit ungarischen Tierfreunden eröffnen wir in absehbarer Zeit in Szentes ein Tierheim!
Ein Tierheim, das seinen Namen „Heim für Tiere" verdient! Die Baumassnahmen haben begonnen, zurzeit ist wegen der Witterung leider nur der Ausbau und die Renovierung des Bürogebäudes und der Sozialräume möglich. Das Bad mit WC und Dusche ist schon gefliest, die anderen Räume tapeziert. Und last but not least: Draussen prangt schon unser gemeinsames Schild :-))
Das ganze Gelände ist eingezäunt und es steht auch schon ganz viel Material für die Bauarbeiten bereit, z.B. Eternitplatten für das Dach und viele Dinge für den Innenausbau der Hundeunterkünfte.
Und wir haben einen Grund zu noch mehr Freude: Die ersten Bewohner unseres Tierheimes werden aus der in der Nähe gelegenen und leider noch aktiven Tötung von Szentes zu uns umziehen! Das bedeutet, dass sie in Sicherheit sind und die noch in der Tötung verbliebenen Hunde auch, denn wir werden dafür sorgen, dass dann nie zu viele Hunde in der Tötung sind und dass kein Hund mehr grundlos eingeschläfert werden muss!
In der Tötung befinden sich Hunde aller Größen, Rassehunde genauso wie Mischlinge, alte wie junge Hunde, die sich nur eines wünschen: Ein liebevolles Zuhause! Das größte Problem ist die Futterbeschaffung. Der Mitarbeiter läuft abends durch die Stadt, um von den Restaurants die Abfälle zu sammeln... Wir wollen schon bei der Fahrt Ende März eine große Menge Futter mitnehmen und sind dabei auf Ihre Hilfe angewiesen. Nicht mehr hungern, was ordentliches zu Fressen zu bekommen, ist der erste Schritt in eine bessere Zukunft.
Voller guter Laune und mit großer Zuversicht fuhren wir zurück in die Tierarztpraxis. Dort wurden wir Zeugen von dem außerordentlichen Können von Dr. Dobos. Er hat ein Gerät entwickelt, mit dem es möglich ist, das noch vorhandene Sehvermögen von Hunden festzustellen. Wir waren fasziniert.
Glücklich fuhren bzw. schlichen wir durch die verschneite Landschaft zurück nach Orosháza ins Hotel, frischmachen und ab zum gemeinsamen Abendessen mit Icus (Tierheimleiterin, ehrenamtlich tätig), Eva, Vorsitzende des Tierschutzvereines, Robi und seiner Frau Edit, ebenfalls ehrenamtliche Helfer, die wirklich unermüdlich im Einsatz sind und unsere liebe Übersetzerin Adrienn mit ihrem Mann. Wir machten den Rest Papierkram fertig und unterhielten uns über unsere Pläne. Nach dem Essen kamen Icus und Eva noch mit zum Hotel, um die Hundefutterdosen auszuladen. Die hatten wir immer noch im Wagen, denn die sollten zu einer anderen Lagerstätte gebracht werden. Nächstes Mal zeigen sie uns den Ort, dann können wir da ausladen. Wir saßen noch einen Augenblick zusammen, bevor wir todmüde, aber sehr zufrieden ins Bett fielen.
Um 8:00 Uhr saßen wir beim Frühstück, kurz vor 9:00 Uhr Uhr fuhren wir Richtung Tierheim. Wir waren am Anfang des Feldweges verabredet, denn wir wollten es nicht noch mal riskieren, mit dem Transporter zum Tierheim zu fahren. Robi wartete schon dort mit dem Pflegefrauchen von Szotyi und er zog als erster Passagier bei uns ein. Kurz darauf kam Icus mit den Hunden aus dem Tierheim angefahren, darunter auch Mamut. Wir haben allen Hunden ein Spot on-Präparat verpasst und ein gut sitzendes Halsband umgebunden, die Chipnummer kontrolliert und sie dann in die vorgesehenen Boxen gesetzt.
Danach sind wir zu einer Tierarztpraxis mit angegliederter Pension gefahren. Dort haben wir weitere Hunde u.a. Tina, Lola und Molli eingeladen und die Chance genutzt, einigen „unserer" Patienten guten Tag zu sagen.
Nun mussten wir wieder zurück zum Hotel, dort wartete schon der Amtsveterinär von Orosháza auf uns. Er und Icus machten die Papiere fertig und wir packten unsere Sachen. Um 10:45 Uhr starteten wir Richtung Szentes. Dort stiegen die letzten Hunde zu und bevor es endgültig Richtung Heimat ging, haben wir noch, wie immer, Kerstin nach Hause gefahren. Es wurde immer wärmer und der Schnee taute weg, die Straßen waren wieder frei. Pünktlich erreichten wir den Treffpunkt für die erste Übergabe und bis auf ein paar Minuten blieben wir bis zum Schluss im Zeitplan. Es waren dieses Mal ganz besonders schöne Übergaben, tolle Hunde für tolle Übernehmer. Frank und ich bedanken uns für die vielen Aufmerksamkeiten, die wir bekommen haben! In Kassel stiegen gleich 3 Hunde aus, ausserdem kam noch unser Teammitglied Kai. Eine Übernehmerin, die erst das nächste Mal ihren Hund bekommt, verwöhnte uns alle mit leckeren Quarkbällchen, das haben wir richtig genossen!
In Seevetal wurde Frank von Monika abgeholt und auf mich wartete Stefanie, die von Freunden zum Rastplatz gefahren worden ist, um die restlichen Kilometer den Transporter zu fahren. Stefanie hatte auch noch was Leckeres mitgebracht und bevor wir uns trennten, nahmen wir noch einen kleinen Imbiss. Monika und Frank fuhren dann Richtung Lübeck, wir Richtung Flensburg. Zur Freude von Stefanie hatten wir noch drei Übergaben. Ja, das ist schon immer ein Erlebnis! Stefanie ist prima mit dem Tranporter zurecht gekommen und wir waren so flott unterwegs, das wir ihre Begleiter glatt abgehängt haben. Wie gut, dass es Handys gibt! Ich bin dann bis Süderbrarup chauffiert worden und wir haben Szotyi und Kyra in das ihnen zugedachte Zimmer mit Garten gebracht. Meine Begleiter sind dann zurück nach Kiel gefahren und ich habe mich zu meinen Hunden und Katzen ins Wohnzimmer gesetzt. Wie immer drehten sich meine Gedanken um die gerade gewesene Tour. Noch nach keiner Tour vorher habe ich dieses Gefühl gehabt : Wir haben einen riesigen Schritt nach vorne gemacht!!!! Natürlich haben wir noch jede Menge zu tun, jetzt sogar noch viel mehr als vorher! Wir freuen uns über Ihr Interesse und es wäre zu schön, wenn Sie uns dabei helfen würden! Vielen Dank! Angelika Winzer