17.07.2023
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde,
in unserem großen Tierheim in Orosháza gibt es ein paar Hunde, die bekommen Sie niemals zu sehen, denn sie können aus unterschiedlichen Gründen nicht in die Vermittlung. Und, weil niemand jemals so recht Zeit hat, sind sie auch noch nicht bis zu unseren „Unvermittelbaren“ gekommen. Man verwendet das bisschen Zeit, das man hat, auf die weniger hoffnungslosen Fälle. So werden aus den „Gesichtslosen“ regelrechte Geisterhunde, die niemand jemals wahrnimmt. Nicht genug, dass sie ein trauriges Leben führen, ohne jede Hoffnung auf ein Happy End. Traurig ist es noch dazu, dass niemand von ihnen weiß…
Zwar ändern wir das Schicksal der „Lebenslangen“ nicht durch ihre Vorstellung. Aber vielleicht macht es irgendwann im Universum doch mal einen Unterschied, ob Menschen über sie gesprochen haben und an ihrem Schicksal Anteil genommen haben…wer weiß.
Unser Geisterhund Nr. 5 ist Salamon, ein kleiner, netter alter Junge...mit einer Menge Baustellen.
Unser Junge kam im Dezember 2020 ins Tierheim. Über seine Herkunft weiß man nichts. Aber sein Verhalten und sein gesundheitlicher Zustand lassen auf das übliche schließen. "Das übliche" ist eine lebenslange schlechte Haltung an der Kette, schlechte Behandlung, keine medizinische Versorgung, und wenn Futter, dann schlechtes Futter. Woran machen wir all das fest, wenn wir doch nichts über den alten Knaben wissen?
Daran: Salomon wurde ausgesetzt.
Er war in einem sehr schlechten Zustand, hatte viele kahle Stellen im Fell...weswegen ihm auch der Spitzname Kopasz (Glatze) zuteil wurde. Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie die Wunden an seinem Hals, die die Kette hinterlassen hat.
Anfassen ließ er sich gar nicht. Wenn man ihm zu nahe kam, dann fing er panisch an zu schnappen und beißen, was Anzeichen für frühere Mißhandlungen sind.
Er hat Grauen Star, der offensichtlich nie behandelt wurde, hatte und hat Ohrenentzündungen.
Er ist ein echter Futtergeier, heißt, er ist hinter allem Eßbaren hinterher wie der Teufel hinter der armen Seele.
Viel Zeit ist seit seinem Einzug ins Tierheim vergangen. Salamon hat schon lange keine Glatze mehr. Die Augen tun es immer weniger, vermutlich kann er noch hell und dunkel erkennen und Umrisse. Futter findet er aber mit schlafwandlerischer Sicherheit!
Er hat einen Knubbel am Bein, wahrscheinlich ein altersbedingtes Lipom. Sieht nicht traumhaft schön aus, aber ist auch nicht schlimm.
Schön dagegen ist, dass er sich vollkommen beruhigt hat. Als er merkte, dass ihm niemand etwas Böses will im Tierheim, hat er seine Schnappigkeit eingestellt. Man kann ihn streicheln, was ihm nicht so unglaublich wichtig ist...Futter dagegen um so mehr. Er lässt sich kämmen und anschauen. Spot on geben...kein Problem. Nur beim Ohren reinigen wird er böse. Aber damit ist er nicht alleine in der großen Hundewelt. Da Ohren reinigen nicht schön und manchmal vielleicht auch schmetrzhaft ist, mag er es eben nicht. Kurz die Maulschlinge an, Problem beseitigt.
Er kommt super mit den meisten seiner Artgenossen aus und hört prima auf seinen Spitznamen "Glatze", wenn er abends zurück ins Veteranenhaus soll.
Und wo ist nun der Grund, warum Salamon nicht vermittelt wird, beginnt sich nun möglicherweise der ein oder andere Leser fragen. Tja, weiß ich auch nicht. Doch, ich weiß es, nur tue ich mich schwer damit, die Gründe zu akzeptieren. Salamon war bereits älter, als er ins Tierheim kam. Bis er Menschen-kompatibel war noch älter. Er ist mit diversen Baustellen...Augen, Ohren etc. belastet...und nun, im Jahr 2023, so ca. 12 Jahre alt. Unsere Tierheimleiterin, die Jahrzehnte Erfahrungen damit hat sammeln müssen, wie viele Menschen im ländlichen Ungarn mit Hunden wie Salamon umzugehen pflegen, hat einfach eine tiefsitzende Angst, dass sie den Baustellen-Jo nach Deutschland ziehen lässt und kurz darauf die Info bekommt, dass er - ob seiner vielen Baustellen - eingeschläfert wurde. Viele Ungarn würden es so machen...oder ihn einfach aussetzen, wie geschehen. Man kann ihr tausendmal versichern, dass er nur eingschläfert würde, wenn es unabdingbar wäre und er keinerlei Lebensqualität mehr hätte, nicht jedoch wegen seiner Augen und Ohren. Das glaubt sie uns auch sicher, denn unsere langjährige gemeinsame Zusammenarbeit sagt ihr, dass es so ist, wie wir sagen. Aber sie kann trotzdem nicht aus ihrer Haut. Und so wird unser lieber kleiner Bub sein restliches Leben im Tierheim verbringen.
Es tröstet uns ein wenig, dass das aller Wichtigste in seinem Leben...nähmlich ausreichend Essen...für ihn immer bereitsteht. Leider kriege ich den nagenden Gedanken...aber das könnte er doch auch in einem eigenen Zuhause haben...vielleicht sogar lecker selber gekochtes Seniorenessen UND einen Menschen, der sich liebevoll um ihn kümmert...nicht komplett aus dem Kopf.
Und daher auch meine Frage: Wenn Sie gerade jetzt so einen alten und Baustellen-behafteten Hund suchen...weil Sie Freude daran haben, einem Alten einen schönen Platz zu geben, der es noch nie so recht gut hatte, der noch nie ein gutes Zuhause hatte, in dem er geliebt wurde und in dem sich jemand um ihn gekümmert hat...oder weil ...eigentlich egal aus welchem Grund... melden Sie sich gerne bei mir:
Wir schauen dann, ob wir gemeinsam unsere Tierheimleiterin davon überzeugen können, den alten Knaben ziehen zu lassen.
Inzwischen machen wir dem Bub das Leben so schön wie möglich. Er lebt im Veteranenhaus, das im Sommer sehr kühl ist und im Winter beheizt wird. Er bekommt ordentliches Futter, was ihm sehr viel bedeutet, denn er ist ja unser kleiner Futtergeier. Wir tun eben alles, was in unserer Macht steht. Viel ist es leider nicht...
Wenn Salamons Geschichte euch berührt hat und ihr ihn unterstützen möchtet, könnt ihr das zum Beispiel mit einer Futterpatenschaft tun -Betrag frei wählbar. Schreibt einfach Kai an, der kümmert sich drum:
Oder vielleicht wollt ihr unserem lieben Futtergeier etwas Leckeres schicken…hier die Adresse:
Projekt-Pusztahunde, Roy 3, 24392 Süderbrarup
Schreibt „Salamon“ oder "Glatze" drauf, dann kommt es an, und Kai kann dem alten Herrn mit den seltenen Leckereien eine große Freude machen.
Salamon hat ein Zuhause gefunden und lebt nun friedlich und vergnügt in Deutschland. Wir freuen uns so sehr für ihn!!!
Herzlichst, eure Nicole aus dem Pusztahunde-Team