10.02.2025
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde,
Den perfekten Platz für unsere Tierheiminsassen zu finden, ist oft eine Herausforderung, und es wird noch komplizierter, wenn gleich zwei Tiere ein gemeinsames Zuhause suchen. Aus diesem Grund bitten unsere ungarischen Kollegen nur in Ausnahmefällen um eine Doppelvermittlung. Wenn ihr wissen möchtet, warum Sissy und Herta aus Orosháza untrennbar sind und welche Ereignisse ihre enge Freundschaft noch stärker gefestigt haben, lest bitte weiter.
Aus einer Gegend, die wegen der dort streunenden Hunde den Tierschützern gut bekannt ist, erreichte das Tierheim eine Nachricht: Ein schwarz-weißer Hund treibe sich nachts herum, belle und habe sogar Menschen angegriffen. Der vermeintliche Übeltäter stellte sich als äußerst scheu heraus und ließ sich nicht einfangen, sodass eine Lebendfalle aufgestellt werden musste. Am nächsten Morgen war dort jedoch nicht der erwartete Hund gefangen, sondern ein rotblonder Hund! So kam Herta am 26. Juli 2024 ins Tierheim. Einige Tage später, unterstützt von Kindern, denen Sissy offensichtlich mehr vertraute als den Erwachsenen, gelang es, auch sie zu fangen und in das sichere Tierheim zu bringen. Es stellte sich heraus, dass beide Hunde vom selben Besitzer stammten, der sich im Gefängnis befand, und dass sie auch in der Vergangenheit niemanden hatten, der sich um sie kümmerte. Aus diesem Grund mussten sie sich ihr Futter selbst beschaffen, wurden regelmäßig vertrieben und es gab keine verlässlichen Informationen über die Welpen, die sie zur Welt brachten. Doch nun sollte sich ihr Leben drastisch verändern – zum Besseren.
Am 21. August hielten sich die beiden während der Reinigung ihres Geheges im vorderen Bereich des Tierheims auf. Der Zaun dort stellt für Hunde kein unüberwindbares Hindernis dar*, ganz besonders nicht für so pfiffige Tiere wie Herta und Sissy. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit war ausreichend – und schon waren sie verschwunden!
Sofort wurden alle Anstrengungen unternommen, um die beiden wiederzufinden. Jeden Abend machte sich die Tierheimleiterin Icus auf den Weg, um die Umgebung abzusuchen. Nach Aufrufen in den sozialen Medien erhielt das Tierheim mehrere Sichtungsmeldungen, immer entlang der Strecke zwischen Orosháza und Csorvás. Leider waren die beiden jedes Mal verschwunden, bevor Icus eintreffen konnte. Woche für Woche verging und währenddessen wurden nicht nur in Ungarn, sondern auch hier die Daumen gedrückt, in der Hoffnung auf einen positiven Ausgang. Ehrlich gesagt, glaubten wohl die wenigsten, dass beide unversehrt ins Tierheim zurückkehren könnten. Doch dann geschah das Wunder: Icus entdeckte Herta und es gelang ihr, sie mit Futter anzulocken und zu fangen. Nur einen Tag später konnte sie dasselbe Kunststück auch mit Sissy vollbringen! 47 Tage waren die beiden gemeinsam unterwegs gewesen und hatten dabei alle Gefahren überstanden. Die Wiedersehensfreude der beiden Ausreißerinnen war überwältigend und rührte die Tierheimmitarbeiter zu Tränen.
Kurz nach dem glücklichen Ende ihres Abenteuers gab es eine vielversprechende Anfrage: Tierfreunde, die bereits mehrere Pusztahunde adoptiert hatten, boten Herta ein Zuhause an. Nach kurzer Überlegung lehnte Icus jedoch ab. Sie konnte es nicht übers Herz bringen, die beiden zu trennen. Die gemeinsame Zeit von 47 Tagen, in der sie Seite an Seite überlebt haben, zeigt, wie stark ihre Bindung ist. Auch auf die Gefahr hin, dass sie längere Zeit im Tierheim verbringen müssen, wird sie nur einer gemeinsamen Vermittlung zustimmen. Dieses besondere Band zwischen Herta und Sissy spürten auch unsere Teammitglieder, die sie im Dezember kennenlernen durften.
Gibt es da draußen jemanden, der gleich zwei mittelgroßen Hündinnen im besten Alter das erste richtige Zuhause ihres Lebens anbieten möchte? Dann meldet euch bitte bei unseren Vermittlerinnen
Herzliche Grüße,
Euer Pusztahunde-Team
* Um solche Vorfälle zu verhindern, wurde der Zaun in diesem Bereich inzwischen verstärkt.